Am 14. November wurde vor der Turmstr. 36 ein Stolperstein für Georg Lippmann verlegt. Dies wurde durch die Initiative Thomasiusstraße veranlasst, da Verwandte von Lippmann früher in der Thomasiusstraße gewohnt hatten.
Georg Lippmann, geboten am 13. September 1888 in Berlin, war von Beruf Kaufmann. Er hat bis 1939 in der Agricolastr. 28 gelebt, wahrscheinlich zusammen mit seiner Mutter. In der Reichspogromnacht 1938 kam er in das KZ Sachsenhausen und wurde von dort am 21. Dezember wieder entlassen.
Lippmann heiratete Ernestine Becker (geb. Preiss), wahrscheinlich nach 1939. Das Ehepaar wurde am 12. März 1943 mit dem 36. Osttransport vom Güterbahnhof Moabit nach Auschwitz deportiert.
Drei Tage zuvor waren die Menschen für diesen Transport aus ihren Wohnungen geholt und in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße gebracht worden.
In dieser Zeit waren die Berliner Bevölkerung und damit auch die Berliner Juden durch schwere Bombenangriffe mit vielen Toten und Verletzten stark beunruhigt. Gleichzeitig machte die Gestapo regelrecht Jagd auf die Berliner Juden, sie griff sie aufgrund der Kennzeichnung mit dem Judenstern auf der Straße auf und fing sie an den Ausgabestellen für Lebensmittelkarten ab. Von dort wurden sie unmittelbar in die Sammellager gebracht. Im Jahr 1943 gingen bis zum 12. März allein aus Berlin sechs sogenannte Osttransporte ab – alle nach Auschwitz.
Mit dem Transport am 12. März 1943 wurden 964 Menschen nach Auschwitz gebracht, 344 Männer und 620 Frauen und Kinder. Direkt nach der Selektion auf der Rampe wurden 600 Menschen in der Gaskammer ermordet. Ob sich auch das Ehepaar Lippmann darunter befand, wissen wir nicht. Ihr Todesdatum ist nicht bekannt.
Aus der Ehe von Georg und Ernestine Lippmann gingen keine Kinder hervor. Ernestine hatte jedoch mit ihrem ersten Ehemann Max Becker den Sohn Heinz Lutz (in England als Harry Lue Blake eingebürgert). Er wurde am 15. Juli 1920 hier in der Turmstr. 36 geboren, konnte dann nach England fliehen und hat dort nach dem Krieg eine umfangreiche Erklärung bei der Deutschen Botschaft zum Schicksal seiner Familie abgegeben.
Max Becker hatte noch weitere Geschwister: Belsora Becker (geb. 1888) lebte mit ihrer Tochter Lieselotte Mendelsohn in der Thomasiusstr. 24. Beide sind am 14.11.1941 nach Minsk deportiert worden.
Außerdem Regina Margarete Becker (geb.1892), sie wurde mit ihrem zweiten Mann Max Mann am 9.12.1942 mit unbekanntem Ziel deportiert. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt.