Die Jüdinnen und Juden, die deportiert werden sollten, mussten sich in den Sammellagern melden. Diese Lager befanden sich im Jüdischen Altenheim in der Großen Hamburger Straße in Mitte, in der Synagoge Levetzowstraße in Moabit sowie im Jüdischen Krankenhaus im Wedding.
Von den Sammelstellen aus wurden mehr als 30.000 von ihnen zum Güterbahnhof Moabit gebracht. Manche fuhren auf LKWs, die anderen gingen in langen Fußmärschen quer durch die Wohnviertel. Tagsüber, jeder konnte es sehen. An manchen Tagen wurden tausend Menschen durch die Stadt getrieben, noch mit ihrem Gepäck in der Hand, weil sie die Lügen der SS-Männer glauben wollten, dass es in Arbeitslager gehen würde. Dabei ahnten oder wussten viele längst, dass sie in den Tod geschickt wurden. Hunderte Menschen haben sich deshalb noch kurz vor ihrer Deportation selbst umgebracht.
Die Nazi-Bürokratie war ordentlich: Die Ausgewählten bekamen schriftliche Vorladungen, wann genau sie sich an welchem Sammellager einzufinden hatten. Den ersten Schritt in den Tod sollten die Opfer selbst gehen. Wer nicht freiwillig kam, wurde mit Gewalt aus der Wohnung geholt.
Diese Abholungen, vor allem aber die Märsche durch den Stadtteil, liefen vor aller Augen ab. Die Juden wurden ganz öffentlich zum Verladebahnhof getrieben. Auch wenn im Nachhinein die meisten behaupteten, sie hätten von nichts gewusst: Jeder konnte es sehen.
Direkt von der von der Synagoge Levetzowstraße zum Deportationsbahnhof Moabit sind allein in der kurzen Zeit von August bis Oktober 1942 mindestens 7.558 Menschen durch Moabits Straßen gefahren oder getrieben worden:
15.08.1942: 938 Menschen deportiert nach Riga
17.08.1942: 997 Menschen deportiert nach Theresienstadt
05.09.1942: 796 Menschen deportiert nach Riga
14.09.1942: 1.000 Menschen deportiert nach Theresienstadt
24.09.1942: 1.049 Menschen deportiert nach Raasiku
03.10.1942: 1.021 Menschen deportiert nach Theresienstadt
19.10.1942: 959 Menschen deportiert nach Riga
26.10.1942: 798 Menschen deportiert nach Riga
Es kann sich auch um mehr als 20.000 Menschen gehandelt haben, da viele Transporte in den Osten nicht eindeutig dem Bahnhof Grunewald oder dem Güterbahnhof Moabit zuzuordnen sind.
Die Kampagne „Ihr letzter Weg“ möchte den Weg zwischen der Sammelstelle Levetzowstraße zum Güterbahnhof Moabit exemplarisch auch für alle anderen Wege kennzeichnen, die die Opfer durch Berlin gehen mussten.