Newsletter 49

20. Dezember 2020

Zum Abschluss eines schwierigen Jahres kommt noch ein Newsletter vom Verein “Sie waren Nachbarn”. Natürlich war auch unsere Arbeit in den vergangenen neun Monaten durch Corona sehr behindert. Öffentliche Veranstaltungen waren nicht möglich, z.B. ist deshalb eine Film-Veranstaltung ausgefallen, die für den Dezember geplant war. Es gab dieses Jahr keine Stände auf Straßenfesten, selbst unsere eigenen Treffen mussten größtenteils online stattfinden. Aber wir haben die Zeit trotzdem genutzt.

Audiowalk

Im Zentrum der Arbeit stand 2020 natürlich der Audiowalk, den wir zusammen mit der Initiative (ehemals Netzwerk) “Ihr letzter Weg” produziert haben. Er ging Mitte Oktober online und wurde in den zwei Monaten mehr als 5.500 mal heruntergeladen. In Presse, Rundfunk und Fernsehen hat er sehr viel positive Reaktionen hervorgerufen.
Seit gestern gibt es die Texte auch in gedruckter Form. Man kann sich die 48-seitige Broschüre kostenlos bei uns bestellen, allerdings gegen Zusendung der Portokosten von 1,55 EUR.
Leider ist der künstlerische Wettbewerb, für den wir ja in den vergangenen zwei Jahren mit eingetreten sind, nicht zu unserer Befriedigung ausgefallen. Nachdem neun Künstler*innen oder Gruppen ihre Vorschläge präsentiert haben, ist kein 1. Preis vergeben worden. Stattdessen dreimal ein 2. Preis. Allerdings bedeutet das nicht, dass davon auch irgendwas umgesetzt wird. Eine Bewertung der Arbeiten durch uns folgt noch, aber man kann wohl jetzt schon sagen, dass keine davon unserer Vorstellung einer Kennzeichnung der Deportationswege entspricht.

Schaukasten

Wie mittlerweile schon traditionell bestücken wir zum Jahresende den Schaukasten vor dem Rathaus Tiergarten am Mathilde-Jacob-Platz. Thema ist dieses Jahr natürlich der Audiowalk. Seit einer Woche haben wir dort zusätzlich die aktuelle Liste der 1.900 Moabiter Deportierten aufgehängt. Diese soll schließlich regelmäßig daran erinnern, wer alles aus unserem Stadtteil deportiert und ermordet wurde, nur weil sie oder er jüdischen Glaubens war – egal ob religiös oder nicht.

Rechtsextreme Zeitschriften bei EDEKA

Schon im letzten Newsletter haben wir von unseren Aktivitäten gegen den Verkauf der rechtsextremen Zeitschrift Compact bei Edeka im Moa-Bogen berichtet. Unser Protest war zwar erfolgreich und die Compact entfernt, allerdings kam stattdessen die NPD-Zeitung “Deutsche Stimme” sowie die rechte “Junge Freiheit” ins Sortiment. Natürlich haben wir wieder reagiert und beide Zeitschriften sind wieder verschwunden. Edeka hat aber anscheinend nicht genug davon: Mittlerweile wird die Zeitschrift “Tichys Einblick” angeboten. Diese ist zwar nicht klar rechtsextremistisch, gehört aber zum politisch weit rechten Spektrum. Wir haben aber entschieden, dass wir aus Gründen der Eindeutigkeit nicht gegen den Verkauf dieser Zeitschrift vorgehen wollen.
Übrigens haben wir von Edeka Moa-Bogen bis heute keine einzige Stellungnahme auf unsere Proteste erhalten. Anscheinend hält es die Geschäftsführerin nicht für nötig, auf solche Kritik zu reagieren und unser Gesprächsangebot anzunehmen.

Wir hoffen, dass wir im kommenden Jahr auch wieder öffentlich auftreten können. Wenn ja, dann erfahren Sie es als Erstes 🙂
Alles Gute!