Am Donnerstag, 31. Oktober begleiteten drei Mitglieder der Initiative »Sie waren Nachbarn« im Rahmen der Aktionstage Schülerinnen und Schüler auf dem Deportationsweg vom Mahnmal Levetzowstraße bis zum Deportationsort auf dem ehemaligen Güterbahnhof Moabit. Elke Dudek, Lehrerin an der Miriam-Makeba-Grundschule, hatte uns bei der Auftaktveranstaltung angesprochen. Vorher hat sie mit ihrer vierten Klasse mit Hilfe des Comics von Tobias Deicke das Thema bearbeitet. Eine Kollegin mit ihrer fünften Klasse schloss sich dem Marsch an. Auch diese Klasse hat das Comic gelesen, das die Schule in drei Klassensätzen für die Schulbibliothek von uns erhalten hat. Schon vorher hatten die Kinder das Buch »Papa Weidt« gelesen und gelernt, was jüdische Kinder unter den Nationalsozialisten alles nicht mehr machen durften.
Als wir uns mit den beiden Klassen am Mahnmal in der Levetzowstraße getroffen haben, konnten wir Ihnen dort etwas über unser Anliegen und von der damaligen lebensbedrohlichen Situation der Juden erzählen. Sie wollten ganz genau wissen, wie die Transporte abgelaufen sind und fragten ganz praktische Fragen, wie z. B. »sie haben kein Wasser oder Essen bekommen auf dem Weg?« oder »was war, wenn sie aufs Klo mussten?« In vielen Einzelgesprächen mit den offensichtlich interessierten Kindern konnten wir ihnen auch unsere persönliche Sicht auf diese Dinge vermitteln.
Auf dem Weg haben sie immer wieder unsere Markierungen entdeckt, einige haben alle Sterne und Schriftzüge gezählt, so ist auf spielerische Weise das Gehörte in ihren Köpfen fest verankert worden. Einige brachten die Ereignisse mit Erinnerungen von Kriegserlebnissen ihrer eigenen Familien in Verbindung oder berichteten von Großeltern, die weit weg wohnen. Die ganze Zeit trugen sie eine weiße Rose in der Hand, die sie am Ort der Deportation entweder auf den Schienen oder auf der Rampe abgelegt haben. »Lieber nicht auf die Schienen, weil die sind ja mitten auf dem Weg, da treten Leute dann drauf«, sagte ein Junge ernst.
Alle Beteiligten waren mit diesem »Spaziergang« sehr zufrieden.
Übrigens hat der Maler Mols Landen, der eine der Lehrerinnen von früher gut kennt, der der Miriam-Makeba-Schule die beiden Bilder versprochen, die er für unsere Ausstellung gemalt hat.